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Frühstücksimpuls mit Prof. Dr. Manfred Berg
Der digitale Frühstücksimpuls der ISoG BW ist ein Format, bei dem wir mit innovativen Gedanken von spannenden Persönlichkeiten in den Tag starten wollen.
Angesichts wegweisender politischer Ereignisse mit den bevorstehenden Wahlen in den USA hat Pof. Dr. Manfred Berg den über 20 Teilnehmenden beim ISoG BW-Frühstücksimpuls Einblicke in die aktuelle Situation geboten und diese eingeordnet in die historischen Linien der amerikanischen Politik. Sein dazu erschienenes Buch „Das gespaltene Haus - Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von 1950 bis heute - wie die amerikanische Demokratie zum Krisenfall wurde“ bietet hierzu einen vertiefenden Einblick.
Als Kenner der amerikanischen Politikgeschichte ist Manfred Berg als Professor für amerikanische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg tätig, hat in den 90er Jahren am Deutschen Historischen Instituts in Washington gearbeitet und schreibt in unregelmäßigen Abständen für die Wochenzeitung Die Zeit.
Auf die Einstiegfrage von Prof. Dr. Monika Gonser nach Veränderungen im persönlichen Erleben der USA hat er die Terroranschläge und den anschließenden Krieg gegen den Terror als Zäsur benannt, festzumachen bei Einreisen in die USA die von da von an barsch, misstrauisch, ressentimentgeladen geprägt waren im Kontrast mit den positiven Eindrücken von weitgehend enthusiastischen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen und den im sozialen Umgang relativ flachen Hierarchien.
Der demokratische Konsens ist laut Prof. Berg mittlerweile in Frage gestellt, das Bild des gemeinsam bewohnten Hauses für eine sehr heterogene und latent konfliktgeladene Gesellschaft passé. Der größte Krisenfall der Demokratie seit dem Unabhängigkeitskrieg führt er auf die lange Geschichte der fortschreitenden der Spaltung zurück. Noch in den 50er und 60er Jahren sei gesellschaftlich und politisch viel auf Ausgleich ausgelegt gewesen. Große Veränderungslinien sieht er in der demografischen Entwicklung mit der Einwanderung als größten Triebkraft und damit verbundenen ökonomischen Abstiegsängsten sowie kulturellen Verlustängsten. Hier verweist er auch auf eine entscheidende Parallele zu Europa mit Einwanderung und Migration als zentralem Thema der politischen Debatte.
Das amerikanische Parteiensystem sei inzwischen völlig versteinert, es gäbe kaum noch Wechselwähler. Die Wahl werde nicht mehr landesweit entschieden, statt der popular vote kommt es auf die Swing States an. Das für ihn wahrscheinlichste Szenario sei ein knapper umstrittener Wahlausgang, gegebenenfalls über eine Entscheidung durch das Electoral Collage mit Vorteilen für Donald Trump.
Im republikanischen Präsidentschaftskandidaten sieht er einen charismatischen Führer einer rechtspopulistischen Massenbewegung, der die Partei mittlerweile völlig auf sich zugeschnitten habe. Für die demokratische Kandidatin Kamal Harris sei es wichtig, Signale in die politische Mitte zu senden, zugleich habe sie es sehr viel schwerer die heterogene Wahl-Koalition zusammenzuhalten, wie man am Falls des Umgangs mit Israel feststellen kann.
Von den anwesenden Teilnehmenden kamen Fragen nach den verwendeten Narrativen, der Rolle der Medien oder der Situation an den amerikanischen Universtäten. Auf die Zukunft der Demokratie angesprochen hängt für Prof. Berg vieles mit der demografischen Transformation ab und wie ein neues Modell die Herausforderungen einer multiethnischen Gesellschaft besser abbilden kann. Dieses gäbe es bisher nicht.
Wer Prof. Berg persönlich erleben möchte hat die Möglichkeit dies über bevorstehende Lesungen zu tun, nachzulesen auf der Seite des Klett-Cotta-Verlages zu seinem Buch.